Gas – und welche Irrwege die Reise beim Wechseln annehmen kann

Wie schwer kann es sein, den Gasanbieter in 2022 zu wechseln? Hold my beer… hier kommt meine Geschichte. Es trug sich zu im November 2022 – dort erreichte mich ein Brief meines bisherigen Lieferanten, der Vattenfall. Das Unternehmen kündigte mir eine Preiserhöhung zum ersten Januar 2023 (wie bei wohl so vielen) auf fast 30 Cent pro Kilowattstunde an. Zum Vergleich – bisher habe ich gut sieben Cent gezahlt. Das ist also schon ordentlich. Aber auch nicht wirklich überraschend – war ja mit Ansage, wenn man sich die aktuelle Energiekrise so anschaut.
Also erstmal geschaut, wie die Marktlage ist. Und tatsächlich – es gibt durchaus andere Tarife, die stellenweise 10 Cent pro Kilowattstunde günstiger sind. Und das ist ‚viel Holz‘ – im Vorjahr war der Vebrauch bei dem großen älteren Haus hier bei ca. 32.000 Kilowattstunden. Da machen 10 Cent mal locker geschmeidige 3.200,- Euro im Jahr aus. Also beileibe kein Pappenstil. Also habe ich bei Vattenfall angerufen und gefragt, ob sie einen anderen Tarif hätten. Und ja – man bot mir einen Tarif zu 23 Cent die Kilowattstunde an. Ohne weitere Nachfrage. Hier spekulierte man wohl auf die Bräsigkeit der Leute – kümmert man sich nicht, zahlt man extra.
Leider entsprechen 3 Cent die Kilowattstunde immer noch knapp 1.000,- Euro im Jahr. Das ist weiterhin zu viel. Also habe ich Verivox bemüht, um zu wechseln. Und da ging das Malheur los…
Dort habe ich einen Tarif zu 20 Cent gefunden – soweit so gut. Und schnell die ganzen Formalien über die Bühne gebracht. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste – und mir auch nicht bewusst prominent im Wechselprozess angezeigt worden ist (zumindest erinnere ich mich nicht daran!) war die Tatsache, dass einfach wechseln schwierig ist, da man ausdrücklich eine Sonderkündigung aussprechen muss. Es reicht nicht, normal zu kündigen, wenn die vertraglichen Fristen es nicht hergeben (wie auch bei der kurzen Notiz?). Es muss eine Sonderkündigung sein.
Und dann kam das, was kommen musste: Vattenfall bestätigte mir die Kündigung zum 23.12.2023. Natürlich habe ich schnell angerufen, und wurde dazu aufgefordert eine Mail zu schreiben, in der explizit SONDERKÜNDIGUNG drin stand.
Ist ja auch so schwer digital zu prüfen, ob man von einer Preiserhöhungsmaßnahme betroffen ist und dann eh‘ kündigen kann… /sarcasm
Der IT Camper
Gesagt, getan. Und wenig später habe ich dann auch ein offizielles Kündigungsschreiben erhalten – korrekt auf den 31.12.2022 als letzten Belieferungstermin ausgestellt. Aber das heißt ja nicht, dass damit die Messe gelesen wäre. Denn der neue Lieferant (Montana Energie) hat leider vom Netzbetreiber den 23.12.2023 als frühesten Belieferungsbeginn genannt bekommen – und mir auch so bestätigt. Also habe ich dort eine Mail mit der Kündigungsbestätigung des alten Lieferanten hingeschickt. Und zur Antwort – mehrere Tage später – kam eine Mail mit der Aussage, dass aus terminlichen Gründen der Belieferungsbeginn nicht korrigiert werden könne – ich würde erstmal in die Ersatzversorgung rutschen und dann solle ich anrufen und Montana würde sich um den Rest kümmern.
Auch nicht prickelnd – denn wie ihr im obigen Bild seht ist die Ersatzversorgung geringfügig 🤣 teurer – und wer zahlt mir denn die Differenz von immerhin 24 Cent pro Kilowattstunde zu meinem neuen Vertrag? Und wer kümmert sich dann um die nachträglich versprochene Gaspreispremse für den Zeitraum der Ersatzbelieferung? Ich habe also wieder dort angerufen. Und sollte nochmals eine Mail schicken. Und wieder angerufen. Dann teilte man mir mit, dass der Netzbetreiber (in meinem Falle die Syna) das erst freigeben müsste. Also habe ich dort angerufen – und inzwischen einen Belieferungsvertrag mit den obig genannten Konditionen der SÜWAG bekommen (wohl die Mutter der Syna – da blickt ja keiner mehr durch).
Bei der Syna konnte man mir dann weiterhelfen – man bestätigte mir den korrekten Wechsel zum 1.1.2023 zum neuen Lieferanten – und das scheint soweit auch gut geklappt zu haben.
Irgendwie liegen da mehrere Stolpersteine auf dem Pfad der Wechselei:
- Man bekommt als Bestandskunde nicht unbedingt den günstigsten Preis. Es wird stillschweigend vorausgesetzt das man sich aktiv kümmert, sonst zahlt man signifikant mehr (bei mir hätte das geschmeidige 1.920,- Euro im Jahr ausgemacht).
- Preiserhöhungen (die die Grundlage für eine Sonderkündigung darstellen) werden so verschickt, dass die normalen Kündigungsfristen nicht mehr greifen.
- Wechselt man dann via Verivox, so erscheint kein prominenter Hinweis darauf, dass man so etwas separat tun müsste. Der Wechselprozess läuft einfach gegen die Wand und man bekommt den nächstmöglichen REGULÄREN Termin und nicht den eingetragenen Termin (bei mir lag da fast ein Jahr dazwischen!) bestätigt.
- Korrigiert man dann den Wechseltermin, so bekommt man zwar die Bestätigung des korrekten Belieferungsendes. Man muss dann aber selbst den neuen Lieferanten kontaktieren. Und dieser ist auf den Netzbetreiber angewiesen (egal was in der offiziellen Kündigung steht), dass dieser es ihm bestätigt.
- Preiserhöhungen (die die Grundlage für eine Sonderkündigung darstellen) werden so verschickt, dass die normalen Kündigungsfristen nicht mehr greifen.
Nun, es scheint bei mir ja geklappt zu haben (ich werde berichten, wenn nicht). Ich wünsche euch auf jeden Fall einen besseren Wechselprozess. Und vielleicht könnt ihr ja von meinem Erlebnis etwas mitnehmen. Ich nehme mit: Zuerst die Sonderkündigung aussprechen und die Bestätigung abwarten. Dann via Verivox wechseln.